Es gibt zwei Arten von Ballast, ...

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... zum einen die Ballaststoffe in der Nahrung, die gut für den Darm sind und für guten Stuhlgang sorgen. Andererseits gibt es den Ballast der Dinge und darüber will ich heute etwas schreiben. Wie in einem Heißluftballon muss man Ballast abwerfen um in geistige Sphären aufsteigen zu können. Übrigens macht die dünne Luft da oben „natural high“ und der Körper sorgt ganz von selbst für die Endorphine, körpereigene und deshalb kostenlose Glückshormone. Und dann die Aussicht dort oben über den Wolken, wo die Freiheit unendlich erscheint – spektakulär! Wer dann in der Gondel nicht allein ist, von einem einzigartigen Menschen (im Prinzip jeder, aber...) begleitet wird, der/die schätze sich glücklich im Augenblick angekommen zu sein! Darin besteht wirklich die höchste Kunst und ich schrieb bereits darüber einen kleinen Essay. Heute geht es jedoch um etwas, was zum Ankommen im Augenblick, zur unerträglichen Leichtigkeit des im Augenblick Ankommens beiträgt: Ballastfreiheit – meine Wortschöpfung des Tages! Ein weiser Philosoph - sollte nicht jeder Philosoph weise sein? - sagte einmal: „Desto weniger ich brauche, umso reicher werde ich.“




Der Reichtum unserer übersättigten Konsumgesellschaften mbH liegt in der Masse der an sich überflüssigen Dinge, die zu brauchen uns meist andere eingeredet haben. Auch ich bin nicht ganz frei davon, obgleich ich versuche bewusst damit umzugehen. Neben meinem Laptop liegt so ein überflüssiges Ding, genauer gesagt ein Buch von Alexander von Schönburg: „Lexikon der überflüssigen Dinge“! Aber halt, seien wir (also myself) nicht vorschnell, hat es doch das Buch in sich und räumt dort kräftig auf, z. B. Erlebnisgastronomie: „Gastronomie für Menschen, die sich nichts mehr zu sagen haben und die gutes Essen allein nicht mehr als Erlebnis empfinden“ (Seite 57) oder auf der nächsten Seite die ERREICHBARKEIT (ständige):
„Einst hingen Telefone als große schwarze Kästen reglos an der Wand. Irgendwann aber begann sie sich zu bewegen. Zunächst lagen sie noch an einer langen Leine, an der sie sich von Zimmer zu Zimmer tragen ließen. Nicht aber in den Garten oder in die Eisenbahn. Autotelefon war teuer und nicht abhörsicher; wenn Kanzler Kohl unterwegs war [deshalb hat er schon kurz vor der „Widerfaireinigung“ seine Kompromat-Akte/n aus der Normannenstraße entfernen lassen! - Anm. v. frankly Frank] (…)

Jeder weiß, wie gründlich sich die Verhältnisse seitdem gewandelt haben. Ohne das kleine handliche Ding, das die Deutschen sinnigerweise 'Handy' getauft haben [ich habe bewusst kein 'Handy' - Anm. v. frankly Frank], wagt sich keiner mehr aus dem Haus. Kinder bekommen es, bevor sie 'Henndi' buchstabieren können [die Mikrowellenwirkung auf ihre Hirnentwicklung sind noch ungeklärt - Anm. v. frankly Frank] (…) Neulich in der U-Bahn schrie die Frau mir gegenüber plötzlich auf: 'Ich hab mein Handy vergessen!' Sie konnte nicht einmal jemanden anrufen, um von dem Missgeschick zu erzählen, deshalb musste sie ihr Mitteilungsbedürfnis wohl in anderer Form befriedigen.

Durch eines wird der Verlust der Freiheit, der mit der ständigen Erreichbarkeit verbunden ist, immerhin ein wenig ausgeglichen: Ob man im Nebenzimmer ist, oder in China, weiß der Anrufer nicht mehr. 'Wo bist du' dürfte inzwischen vor 'Wie geht’s' die täglich am häufigsten gestellte Frage sein – schon weil man sie meistens wiederholen muss: 'Wo bist du?'- Ich kann dich ganz schlecht verstehen. - Hörst du mich? – 'Ja, ich ruf´ gleich zurück' (…)

Die letzten Mohikaner, die sich diesem Erreichbarkeitszwang bewusst entziehen, sind international gesuchte Terroristen. Sie tun das freilich nicht aus Gründen der Souveränität, sondern weil sie nicht traceable sein wollen, wie das im Geheimdienstjargon heißt. Aber für die Nichtterroristen unter uns wird es immer mehr zum Luxus, nicht traceable zu sein, und kaum jemand kann sich diesen Luxus leisten.

A Gentleman of independent means, wie die in Klassenfragen unübertroffenen Engländer sagen, hat sich natürlich von der elektronischen Handfessel befreit. Manchmal ist es sogar ausgesprochen schwierig, solche Leute zu erreichen. Hat man dann schließlich eine Telefonnummer erobert, sagt eine Frauenstimme auf der anderen Seite: 'Am besten schreiben Sie ihm einfach eine E-Mail.'“


Wahrscheinlich sind die British Gentlemen & Women of independent means deshalb auch aus der EU ausgetreten, gehört diese doch auch in die Kategorie der überflüssigen Dinge/Organisationen und die Liste derselben würde hier unendlich lang werden, müsste ich doch alle Waffensysteme usw. auflisten, Organisationen wie die NATO, WTO, Worldbank usw., hat sich doch die Welt in all diesem Gestrüpp des überflüssigen und angeblich so wichtigen verheddert wie ein Delphin in einem Treibnetz – er ist deshalb ganz erbärmlich ertrunken! Ein genialer Bio-Chemiker und Essayist, Erwin Chargaff, schlug einmal in einem seiner Essays vor, man solle Dinge, die erfunden wurden und sich als überflüssig und gar negativ für die Welt entpuppten wieder „entfinden“, wie er schrieb. Der Gedanke ist richtig, aber wenn etwas erst einmal in der Welt ist... Albert Einstein hat die Erfindung DER BOMBE sehr bereut, aber es lag nicht mehr in seiner Hand. Aber vieles liegt in unserer Hand, noch! Wenn du dich also bereichern willst, dann werfe Ballast ab! Ich hatte jahrelang bei diversen karitativen Organisationen ein Konzept los zu werden, dass mit überflüssigen Dingen (gibt es in jedem Haushalt) zu tun hat. Diese Dinge sollte jeder, der einem von ihm auserwählten Projekt etwas Geld zukommen lassen wollte, in ein elektronisches Sachspendenauktionshaus setzen, welches aber keine der karitativen Organisationen betreiben wollte – stupid. Darüber hinaus sollten Künstler und andere Berühmtheiten in PODCASTS kostenlos für das Sachspendenauktionshaus werben und drei überflüssige Dinge aus ihrem Besitz zur Verfügung stellen...


Stellt EUCH vor wie viel Geld mit all diesen überflüssigen Dingen verdient werden kann um es dann zur Leidbeseitigung einzusetzen! Wir brauchen einen Marshallplan für das 21. Jahrhundert, für unser noch geniales Raumschiff TERRA TITANIC. Geld kann fast unbegrenzt geschöpft werden / aber wem sage ich das...

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